Die Muspaeds |

Hausverwalter für Kultur

© Carsten Brosda CC BY 4.0

Stellen Sie sich vor, sie sprechen mit ihrer Hausverwaltung, weil etwas bei Ihnen kaputt ist, z.B. weil ein Loch in Ihrem Dach ist. Aber der Hausverwalter hat keinen Bock sich darum zu kümmern, weil seine Kosten-Nutzen-Rechnung gegen Sie ausfällt. Und statt Ihnen diese Wahrheit gleich ins Gesicht zu sagen oder einfach das Telefon aufzulegen, bedient er sich eines Tricks.

Dieser besteht darin, Sie mit einem nicht enden wollenden Vortrag über Material, Methoden und Machbarkeiten in einen Zustand der Paralyse zu reden, sodass Sie sich grundlegend frustriert von dem Gedanken eines Dachs ohne Loch verabschieden und im Geiste bereits einen Plan mit Eimern überlegen.

Ende '21 hatte die Kultusministerkonferenz der Bundesländer eine Kommission eingerichtet, die eine faire Vergütung für freiberufliche Künstlerinnen und Künstler finden wollte, z.B. durch Basishonorare. Inzwischen haben alle Bundesländer Stellungnahmen abgegeben, was der Stand der Dinge in dieser Frage bei ihnen jeweils ist.

Für die Stadt Hamburg hat natürlich Carsten Brosda ein Statement abgegeben und dabei ähnlich reagiert, wie der Hausverwalter, der keinen Bock hat. Hier ein Auszug seiner ebenso wortreichen wie den Leser paralysierende Stellungsnahme:

Die Behörde verhandelt im Rahmen der Haushaltsaufstellungsverfahren, inwieweit Ansatzerhöhungen im Bereich der Honorare möglich sind. Hierzu läuft seit Sommer 2023 eine teilmarktübergreifende Abfrage, um die Mehrbedarfe bei Projektförderungen und Kultureinrichtungen zu ermitteln.
Carsten Brosda für die Hansestadt Hamburg auf Kulturrat.de

Wer nach mehr von dieser zurecht gescholzten Aussagen lechzt, dem sei das ganze Statement empohlen.

Und zum Vergleich und Beweis, dass es auch anders geht, hier ein Auszug aus der Erklärung von Meck-Pomm:

Die Arbeit von freischaffenden Künstlerinnen und Künstlern grenzt nicht selten an Selbstausbeutung. Das einfach achselzuckend hinzunehmen kann nicht die Antwort darauf sein. Auch freischaffende Künstlerinnen und Künstler müssen für ihre Arbeit fair entlohnt werden. Deshalb haben wir in Mecklenburg-Vorpommern seit Januar 2023 Mindesthonorare in unserer Kulturförderrichtlinie verankert.
Bettina Martin für Mecklenburg-Vorpommern

Boom. Its so easy. Hier die komplette Erklärung von Bettina Martin, Ministerin für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten in Mecklenburg-Vorpommern.

Während Frau Martin eine Notwendigkeit erkennt und handelt, um den Misstand zu beseitigen, steht für Carsten Brosda der Prozess im Vordergrund, der Apparat, die Schwierigkeiten und stellt "erhebliche Herausforderungen" in Aussicht - keine Lösung.

Ach, es ist so mühsam, wenn Verantwortliche ihr Engagement darauf beschränken, den Vermittlerinnen aus ihren Sesseln heraus Kusshände zuzuwerfen.

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